Die Geschichte vom Sinn des Lebens |
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Weihnachtsgedichte für Kinder und Erwachsene |
23.12.2015 |
Heute aber will ich eine kleine Geschichte aus der Sicht einer Abies erzählen. Ihr kennt sie alle unter dem Begriff Nordmannia aus dem Kaukasus, Cephalonica aus Griechenland oder Grandis aus den Weiten Nordamerikas. Es ist nämlich die Tanne. Wie ihr wisst, kommt bei uns die Tanne in den Bergmischwäldern der Alpen, im Schwarzwald, Bayerischen und Oberpfälzer Wald, Fichtelgebirge, Thüringer Wald sowie Franken und Erzgebirge vor. Die Tanne aber, von der ich spreche, wohnte im Schwarzwald, also gleich vor unserer Tür. Und so begann das Leben der Abies. Es war einmal eine 100 jährige Tanne deren Tannenzapfen aufrecht an den Zweigen wuchsen. Nach der Reife der Samen ließ sie nur die Schuppen fallen, die Spindel aber blieb oben zwischen den Zweigen stehen. Am Boden findet man deshalb auch nie reife Tannenzapfen. Als der Samen der großen Tanne, vom Wind weit weggeweht, auf den Boden fiel, hatte er das große Glück auf ein Stück Erde zu fallen, das besonders für ein gutes Wachstum geeignet war. Der Samen war groß, dreikantig, dunkelbraun, mit einem kleinen Flügel verwachsen, um besser zu fliegen. Wo er so mit vielen anderen Samen auf der Erde lag, begann sein Kampf um das Leben. Zuerst wartete er auf das Wasser um die Nährstoffe aus dem Boden aufzunehmen. Dann bildete er eine am Anfang noch kleine, aber später tiefreichende Pfahlwurzel. Noch wusste er nicht, dass sich mit zunehmendem Alter daraus eine Herzform entwickelt, die tief in der Erde verwurzelt, jedem noch so starken Sturm widersteht. Aber die Gesetze der Natur sind für alle bindend. Um zu überleben, braucht man ein starkes Herz, was tief mit der Umgebung verankert ist und Sonne. Zwar sehen seine Wurzeln nie die Lichtstrahlen, aber sie spüren die Wärme und die Energie die aus der Sonne sein Herz wachsen lässt. So wuchs er zu einem großen, stattlichem Baum heran, der von allen bewundert wurde. Hier kamen im Sommer die Tiere des Waldes um unter seinen Ästen Schatten vor der glühenden Hitze zu finden und Wärme und Schutz im Winter vor dem Schnee. Eichhörnchen und sogar ein frecher Baummarder mieteten eine kleine Wohnung in seinem Stamm und die Vögel bauten sich ein gemütliches Nest in seinen Ästen.
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Die vielen Freunde, Bewohner und Gäste, die jeden Tag mit ihm und durch ihn lebten, antworteten: Für uns, natürlich nur für uns! Jetzt kam die Tanne ins grübeln. Was bleibt für mich? Ist es der Sinn des Lebens Anderen eine Freude zu machen? Also fragte er alle die er kannte oder ihn besuchten: Welche Freude bekomme ich von dir und von dir und von dir? Keiner die vielen Befragten konnte ihm antworten, jeder für sich hatte die gleiche Frage. Und so vergingen die Jahre, immer mit den Gedanken über den Sinn des Lebens. Diese Frage war so stark und umfassend, dass er gar nicht wahrnahm, wie groß er geworden ist, wie gesund er war, wie wunderschön seine Äste strahlten, wie Menschen seinen Stamm umarmten und wie vielen Lebewesen er Glück, Trost und Liebe spendete. |
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